RB Leipzig übel abgewatscht - "Stehen vor einem Berg von Arbeit"

RB Leipzig ist beim Saisonstart gegen den FC Bayern München unter die Räder geraten und ließ vieles vermissen. Trainer Ole Werner wurde brutal vor Augen geführt, dass es an vielen Ecken und Kanten noch hapert.
"Wisst ihr, ob RB Leipzig gänzlich ohne Saisonvorbereitung in das Spiel bei den Bayern gegangen ist? Kommen die zufällig gerade aus dem Urlaub?" "Ich liebe diesen Verein und unsere Spielphilosophie, seitdem ich klein bin. Das, was ich da heute gesehen habe, war grauenhaft. Da hätten damals noch Daniel Frahn und Coltorti mehr Leistung gegen die Bayern gezeigt."
In den sozialen Kanälen hagelte es nach der 0:6-Auftaktniederlage von RB Leipzig beim FC Bayern München Kritik und Häme. Die höchste Auftaktpleite war es allerdings nicht. Diesen "Rekord" hält Schalke 04. Die Knappen verloren 2020 beim FC Bayern München gar mit 0:8 und stiegen am Ende sang- und klanglos ab. Soweit soll es bei RB nicht kommen.
Die deftige Niederlage machte aber deutlich, dass RB noch ganz viele Baustellen hat. Die Leipziger gingen früh K. o. und waren bestenfalls ein Sparringpartner für die starken Bayern. Trainer Ole Werner war nach dem verhagelten Debüt restlos bedient. "Das war eine desaströse Leistung. Wir haben uns im Lauf des Spiels ergeben - das darf uns nicht passieren. Es hilft nur, diese Dinge knallhart anzusprechen und aufzuarbeiten", sagte der Ex-Bremer nach der Klatsche zum Bundesligastart. Man stehe vor einem Berg von Arbeit, stellte Werner fest.
RB fällt phasenweise auseinanderRB machte es den Bayern viel zu einfach, schenkte Bälle schnell her und bekam keine Sicherheit ins Spiel. "Wir haben es über ganz weite Phasen nicht geschafft, für Entlastung zu sorgen", monierte der Coach, der bei der Aus- und Aufarbeitung viel zu tun haben wird. Es bröckelte an vielen Stellen.
Was Werner am meisten wurmen dürfte, ist die Tatsache, dass seine Mannschaft teilweise auseinanderfiel, nicht wie eine Einheit agierte und sich ihrem Schicksal ergab. "Nach dem nicht gegebenen 4:1 haben wir uns ein Stück weit ergeben. Das darf uns nicht passieren, ist aber passiert. Wir werden die Dinge aufarbeiten. Das wird sicherlich deutlich werden. Wir müssen als Mannschaft eine andere Energie entwickeln", so der 37-Jährige nach dem Abpfiff.
Das war heute eine Katastrophe. Wir haben direkt aufs Maul bekommen RB-Kapitän David Raum |
Deutliche Worte fand auch Kapitän David Raum. "Das war heute eine Katastrophe. Wir haben direkt aufs Maul bekommen", sagte Raum. Der Nationalspieler beklagte besonders die fehlende Zweikampfhärte. "Man gewinnt Zweikämpfe über die Mentalität und den Willen. Wir lagen in der ersten Halbzeit viel am Boden", sagte der Nationalspieler und forderte für die Zukunft "mehr Verantwortungsbewusstsein". Da müsse "sich jeder an die eigene Nase fassen".
Xavis Körpersprache stimmt nicht"Sechs Stück ist eine ganz, ganz bittere Pille. Das muss man erst einmal beiseiteschieben", räumte Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer ein. Es wird eine unruhige Woche bis zum Heimspiel am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim werden. Zumal die Personalie Xavi Simons weiter ungeklärt ist. Er will nach England zum Club-Weltmeister FC Chelsea wechseln, spielte gegen die Bayern aber 90 Minuten. Wobei: Liegen und lamentieren statt spielen - zumindest in der ersten Halbzeit - es besser trifft.
Mit diesem Zweikampfverhalten hilft der begnadete Fußballer, der lieber heute als morgen seine Tasche packen will, RB nicht. "Jeder weiß um seine Ambitionen, er hat seinen Wechselwunsch bei uns auch hinterlegt", sagte Schäfer. Es habe in den vergangenen Wochen zwar den einen oder anderen Austausch, aber noch keine Einigung gegeben. "Wir blockieren keinen Spieler, aber die Parameter müssen stimmen", so Schäfer.
Lieber einmal 0:6 als sechsmal 0:1Was auf dem Platz vor allem stimmen muss, ist die Bereitschaft, sich zu quälen, Meter zu machen, Zweikämpfe zu führen und als Team aufzutreten. Denn bei aller Kritik und allem Ärger: Es war nur eine Niederlage - wenn auch eine deutliche. Doch wie sagt es eine Fußball-Weisheit so schön: Lieber einmal 0:6 als sechsmal 0:1...
Sanny Stephan mit dpa und sid
sportschau